Geradezu beispielhaft für den Perspektivenwechsel stehen etwa die Werke von Guido Baselgia und Jan Jedlička: Der ehemalige Wahlzuger Baselgia, der eben mit dem Bündner Kulturpreis geehrt wurde, richtete seine Kamera auf den russischen Künstler Pavel Pepperstein und dessen russische Freunde im Kunsthaus Zug. Gegenüber die Porträts Jan Jedličkas von westlichen Kunstschaffenden im Kunst Museum Winterthur wie Gerhard Richter, Sol LeWitt und Roni Horn. Ein Kontrast von «West» und «Ost». Die tschechischen Künstler dreier Generationen Pravoslav Sovak, Jan Jedlička und Tomas Kratky kamen in die Schweiz aus Anlass der niedergeschlagenen Reformbewegung des Prager Frühlings 1968. Von Luzern und Hergiswil aus bereiste Sovak während Jahrzehnten die USA, entdeckte für sich die Wüste des Südwestens, den Strand von Los Angeles und die Skyline von New York, was sich in einem reichen druckgrafischen Oeuvre niederschlug. Der 1988 in Bern früh verstorbene Tomas Kratky stellt in seinen Zeichnungen und Gemälden existentielle Fragen von Religion und Sexualität, Leben und Tod.
Der Appenzeller Künstler Roman Signer beschritt den umgekehrten Weg. Er studierte in den 1970er-Jahren in Warschau Kunst und heiratete die Künstlerin Aleksandra Rogowiec. Bis heute zeugen ihre Werke von der Nähe zum Osten.
Und Annelies Štrba, deren Grossvater aus dem ehemaligen Jugoslawien einst nach Baar und Zug gekommen war, zeigt Reiseaufnahmen von Auschwitz und Tschernobyl und ein Video von Prag.
Die Ausstellung «ZuZug» verbindet auch individuelle Sichtweisen: Etwa mit einhundert Blättern das zeichnerische Schaffen von Josef Hoffmann, ein wichtiger Architekt und Designer der Wiener Moderne, der in Böhmen aufwuchs und im Dezember seinen 150. Geburtstag feiern könnte. Oder aus Ungarn der Schriftsteller und Fotograf Péter Nádas mit zahlreichen Aufnahmen eines Birnbaums, des Himmels und seiner Lesereisen, welche die Zeit und Lebensveränderung, aber auch den Wechsel der Bildmedien thematisieren.