Vom 18. August bis 12. November 2023 zeigt das Kunsthaus Zürich die Werke von zwei Künstlerinnen, die das gesellschaftspolitische Geschehen ihrer Zeit kritisch begleiten und mit ihren Arbeiten im Wortsinn «Stellung beziehen». Rau und ungeschönt, in konservativen Kreisen als «Rinnsteinkunst» verschrien, sind die Zeichnungen, Drucke und Skulpturen der Künstlerin Käthe Kollwitz (1867–1945) so aktuell wie nie. Ihr mahnender Ausruf «Nie wieder Krieg» könnte angesichts zunehmender, bis nach Europa vordringender bewaffneter Konflikte nicht dringlicher sein. Geprägt von zwei Weltkriegen öffnete Kollwitz mit ihren Werken den Blick für das Elend und die Not ihrer Mitmenschen. Mit Empathie nahm sie sich in verschiedenen Medien ihrer Zeitgenossen in all ihren prekären Lebenssituationen an und schuf Werke, «die Wirkung in sich schliessen», wobei diese Wirkung bis heute nicht an Intensität verloren hat: So steht immer der Mensch, befreit von allem Anekdotischen oder Dekorativen im Mittelpunkt ihres Schaffens. Kompromisslos bringt sie ihn in all seiner Bedrängung und Ausgesetztheit zu Papier. Auch das Schaffen von Mona Hatoum (*1952), Trägerin des Roswitha Haftmann-Preises von 2004, kreist um Fragen gesellschaftlicher Nöte und Konflikte. Die Arbeiten der in Beirut geborenen Künstlerin, die der Ausbruch des Bürgerkriegs im Libanon 1975 daran hinderte, nach einem Kurzbesuch in London in ihre Heimat zurückzukehren, erweitern in Form von Plastiken und Installationen die Ausstellung um eine globale Perspektive. Bereits in der Gruppenausstellung «Kollwitz neu denken» hat Hatoum sich dem Werk ihrer älteren Künstlerkollegin genähert. In der Ausstellung im Kunsthaus Zürich tut sie dies nun im Alleingang. Mehr …