Unruly Relations
Jay Chung & Q Takeki Maeda, Selina Grüter & Michèle Graf, Birgit Megerle, Stuart Middleton, Stefan Tcherepnin, Ramaya Tegegne, Jan Vorisek
14.02.2016–08.05.2016
Vernissage: Samstag, 13.02.2016, 18 Uhr
Die Gruppenausstellung Unruly Relations setzt sich mit der Ambivalenz von Freundschaft als soziale Konstruktion, aber auch als Teil von künstlerischen Praktiken auseinander. Der Begriff der Freundschaft ist mit romantischen Vorstellungen aufgeladen, vieldiskutiertes soziales Modell der Gegenwart, wie auch ökonomisch und öffentlich vereinnahmtes Prinzip. So dient freundschaftliche Rhetorik der Schaffung von (digitaler) Gemeinschaft, die auf einen wirtschaftlichen Mehrwert angelegt ist. Nicht nur in dieser Sphäre, sondern auch im Privaten geht die Freundschaft über die romantisierte Vorstellung einer von Zweck befreiten Verbindung hinaus. Philosophische Theorien beschreiben Differenz und das Paradox der Einheit und gleichzeitig unüberwindbaren Distanz zwischen Du und Ich als Kern der Freundschaft. Die Widerspenstigkeit, Unkontrollierbarkeit und Möglichkeit des Scheiterns von Freundschaft steht ihrer Romantisierung und Ökonomisierung entgegen. Diese Mehrdeutigkeit freundschaftlicher Beziehungen bildet nicht nur einen sozialen Rahmenaspekt der Kunstwelt oder ein Thema von Kunstwerken selbst, sondern ist ebenso (un)produktives Moment künstlerischer Arbeit und bestimmend für Modelle gemeinschaftlicher Autorschaft. Die Ausstellung folgt keiner Theorie der Freundschaft, sondern stellt Fragen: Welche produktiven und unproduktiven Möglichkeiten des Scheiterns und Gelingens bietet die Freundschaft? Welche soziale und persönliche, aber auch ökonomische Relevanz steht der Freundschaft in der Kunst zu? In welcher Relation stehen Freundschaft und Autorschaft zueinander? Unruly Relations sind widerspenstige, unkontrollierbare (Ver-)bindungen; Freundschaften, die in den ausgestellten Werken auf ganz unterschiedliche Weise eine Rolle spielen. Widerspenstigkeit ist nicht nur Attribut jeder zwischenmenschlichen Beziehung, sondern auch der (diskursiven) Relation von Objekten, Materialien, Dingen und Narrativen untereinander. Das Scheitern oder Gelingen von Freundschaft verweist zudem auf Dialog, Kommunikation und Austausch, die den Wesenskern jeder Gruppenausstellung bestimmen. So bildet eine solche nicht nur eine von ‚aussen‘ bestimmte thematische Narration, sondern ist stets auch Versuch einer ‚freundschaftlichen Anordnung‘ eines im besten Fall debattierenden, in jedem Fall gemeinschaftlichen Nebeneinanders unterschiedlicher Stimmen.