Zu Beginn des 12. Jahrhunderts, im Jahre 1136 nach der Legende verirrte sich Siginand, der Probst von Moutier-Grandval, beim Jagen des Wildschweins. Nachdem er drei Tage in den Wäldern der Gegend verbracht hatte, machte er ein Gelübde. Er beschloss, falls er errettet würde, am Platze, wo seine schöne Bache (französisch: belle laie) getötet worden war, eine Kapelle zu errichten und dieser den Namen des Tieres zu geben, das ihn in Gefahr gebracht hatte. Heute weiss man, dass „la belle laie“ ein grosser, schöner Wald gewesen ist, nach dem lateinischen Ausdruck „bella lagia“.
Historische Tatsachen
Historische Dokumente bestätigen tatsächlich die Gründung der Abtei von Bellelay durch Siginand, zwischen 1140 und 1142. Die Abtei wurde von Chorherren bewohnt, die aus der Abtei vom Lac de Joux gekommen waren. Der Orden nannte sich die Prämonstratenser Er setzte sich zum Ziel nach den Regeln des heiligen Norberts wilde Sumpfgebiete in fruchtbares Land umzuwandeln. Man gibt jedoch zu, dass der Ort, wo die Abtei von Bellelay angelegt worden ist, sorgfältig ausgewählt wurde. Dies im Gegensatz zur Legende. Sie war an der römischen Strasse gelegen, die Petinesca (bei Biel) über die Pierre-Pertuis und den Mont-Relais (Les Rangiers) mit der Ortschaft Mandeure (10 km südlich von Montbéliard) an den Ufern des Doubs verbunden hat. Im Jahre 1142 war die Abtei erstellt und Papst Innocent II. hatte ihre Besitztümer bestätigt, zu denen die Kirchen von Boécourt, St. Ursanne und Nugerol (die später die „Blanche-Eglise“ von La Neuveville genannt wird) und Weinberge am Ufer des Bielersees, usw. gehörten. Eine weise Verwaltung und viele Gunstbezeugungen machten aus Bellelay ein während mehr als 600 Jahren geachtetes und auch reiches Unternehmen. So gewährte das Konzil von Konstanz im Jahre 1414 dem Abt Henri Nerr, der daran teilnahm, sowie seinen Nachfolgern das Recht, künftig den Ring, die Bischofsmütze und den Bischofsstab zu tragen. Damit wurde der Abt von Bellelay gewissermassen in den Rang eines Bischofs erhoben. Die Abtei von Bellelay wurde dreimal durch Feuersbrünste zerstört. Zum ersten Mal geschah dies 1402, worauf sie sofort wieder aufgebaut wurde. Während dem Schwabenkrieg im Jahre 1499 wütete der zweite Brand diesmal durch plündernde Soldaten verursacht. Die feierliche Einweihung der neuen gotischen Kirche fand 1513 statt. Um Pfingsten 1556 verwüstete der dritte Brand die Abtei, worauf das Unheil mit Hilfe von kirchlichen Mitteln aus Solothurn und Delsberg behoben wurde.
Franz Beer – 300 Jahre Abteikirche von Bellelay
Nach Ende des 17. Jahrhunderts begann die ruhmvollste Epoche von Bellelay, während der die grossartigen Gebäude errichtet wurden, die man heute noch sehen kann. Die Herberge (das heutige „Hôtel de l’Ours“) liess der Abt Frédéric de Staal im Jahre 1698 errichten. Sein Wappen befindet sich über der Eingangstür. Unter Abt Jean-Georges Voirol aus Les Genevez wurde zwischen 1710 und 1714 die heutige Kirche in Barockstil nach den Plänen vom österreichischen Architekten Franz Beer erbaut. Das innere der Kirche ist durch ihre Schlichtheit ein Meisterwerk geworden. Wenn man sie mit der Kirche von St. Urban/LU vergleicht, die durch den gleichen Architekten gebaut wurde, wird man sich der damaligen Bedeutung der Abtei Bellelay bewusst.
Die Stiftung der Abteikirche von Belleay hat zum 300-jährigen Jubiläum im Jahr 2014 wichtige Renovationsarbeiten unternommen und die historische Ausstellung erneuert. Diese ist seit 2014 in der Krypta zu sehen.